Michael Hager sitzend auf einem Podium im Gespräch mit anderen Gästen der Veranstaltung

Hessens Livestream: Nachhaltigkeit im Finanzsektor – Perspektiven der Taxonomie-Verordnung

Zentrale Themen der Veranstaltung waren die Analyse der Taxonomie und die Rolle, die der Finanzsektor in der grünen Transformation spielen kann. Hierzu diskutierten Michael Hager, Kabinettschef des geschäftsführenden Vizepräsidenten Valdis Dombrovskis, und Andreas Heitker, EU-Korrespondent der Börsen-Zeitung, in der Reihe „Europa im Gespräch“.

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Green Deals

In seinem Grußwort betonte zunächst Europastaatssekretär Mark Weinmeister, dass die Umsetzung des „Green Deals“ und die Frage der Finanzierung Hessen umtreibt. Hessen stehe hinter den Klimazielen der Europäischen Union, das Land stehe zur Klimaneutralität 2050 und den verbesserten Klimazielen 2030, bekräftigte Weinmeister. Gerade mit dem in Hessen liegenden Finanzplatz Frankfurt werde genau darauf geachtet, die Ziele des Green Deals im Finanzsektor zu unterstützen. Die Hessische Landesregierung habe dabei besonderes Augenmerk auf die Green-Finance-Produkte gelegt. Zentrale Fragestellung sei nun, wo wir investieren können, um damit nicht nur einen hohen „return on investment“ zu haben, sondern auch die Klimaziele zu unterstützen und voranzubringen, so Weinmeister.

Europastaatssekretär Mark Weinmeister im dunklen Blazer mit weißem Hemd stehend an einem Pult während der Veranstaltung
Europastaatssekretär Mark Weinmeister

Klimaziele - Schritt für Schritt

Michael Hager hob hervor, dass die Einordnung und Prüfung aller wirtschaftlichen Aktivitäten in der Europäischen Union auf ihren grünen Inhalt notwendig sei und sprach sich ausdrücklich für die gesetzten Klimaziele aus. Das passiere jedoch nicht von selbst, erklärte er. Deshalb müssten alle Sektoren darauf geprüft werden, welcher Beitrag geleistet werden könne. Dabei sei auch der Finanzsektor gefordert. Allerdings werde nur der Anstoß dazu gegeben, sich auf den grünen Pfad zu begeben. Es würden Anreize gesetzt, mit denen versucht wird, zur Klimaneutralität zu kommen, sagte Hager weiter. Die Taxonomie werde Schritt für Schritt eingesetzt. Die ersten delegierten Rechtsakte würden Anfang 2022 in Kraft treten. Weitere Rechtsakte seine in der konkreten Planung. Dabei werde darauf geachtet, den Bogen nicht zu überspannen. Bisher gäbe es viel „Greenwashing", das nicht durch echte Nachhaltigkeitsbestrebungen unterfüttert sei. Die Taxonomie solle genau dies verhindern. Bezogen auf die Mitgliedstaaten sagte Hager, dass diese kein durchweg gleiches Verständnis zur Nachhaltigkeit hätten. In den Themen „Nuklear“ und „Gas“ sei diese unterschiedliche Auffassung einzelner Mitgliedstaaten besonders deutlich geworden, aber auch bei anderen Themen, beispielsweise Waldbewirtschaftung gäbe es deutliche Unterschiede.

Michael Hager und Andreas Heitker auf Stühlen sitzend einander zugewandt im Gespräch während der Veranstaltung
Michael Hager, Kabinettschef des geschäftsführenden Vizepräsidenten Valdis Dombrovskis, im Gespräch mit Andreas Heitker, EU-Korrespondent der Börsen-Zeitung

Diskussion zur Nachhaltigkeit

Ein gleiches Verständnis sei auch nicht das Ziel der Taxonomie, sondern vielmehr eine „Champions League“ zum Thema Grün und Nachhaltigkeit anzubieten. Die Diskussion im Bereich der Nachhaltigkeit gehe auf Expertenebene schon weiter in Richtung einer sozialen Taxonomie (bezüglich internationaler Arbeitsnormen beispielsweise) und einer braunen Taxonomie (bezüglich besonders schädlicher Aktivitäten), so Hager. Zunächst müsse man die Taxonomie aber erstmal zum Laufen bekommen. Sie sei eine Möglichkeit und könne ein Vorteil für Unternehmen sein, Investoren zu zeigen, dass sie investieren und sich entwickeln. Und das könne Anreize setzen. Wenn ein Unternehmen allerdings nicht gut gelistet sei, dann könne das negative Auswirkungen haben. Zuletzt äußerte sich Michael Hager zur Taxonomie auf internationaler Ebene. Eine internationale Plattform sei bereits aufgesetzt worden, um über eine globale Taxonomie zu diskutieren. Hier seien die Sichtweisen aber auch sehr unterschiedlich. Gleichwohl bestehe international Interesse an dem Konzept, beispielsweise seitens Japan. Es würde gegenwärtig von außen beobachtet, wie hoch die Bereitschaft der Wirtschaft zur Transformation im Finanzsektor in Europa sei und wie Europa reagiere.

Das Video zur Veranstaltung können Sie über die unten stehenden Links abrufen.

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